Sepultura – auf Abschiedstour in Ludwigsburg
Die Brasilanische Band Sepultura will es auf ihrer letzten Live-Tournee noch einmal wissen. Schließlich haben sie 40 Jahre Bandgeschichte auf dem Buckel und sind auch bei ihrer aktuellen “Celebrating Life Through Death”-Tour kein Stück leiser.
Wenn man die Fans in der ersten Reihe ausrasten sieht, ähnlich wie bei einem Boyband-Konzert, dann weiß man was die Stunde geschlagen hat. Dann stehen definitiv Musiker auf der Bühne, die Musikgeschichte geschrieben haben und deren Fans es sichtlich schwer fällt, sich von ihren Idolen nun endgültig live zu verabschieden. Aber wir fangen wir immer vorn an. Beim Support. Und den gab es in Ludwigsburg – wie auch in den anderen Städten der Tournee – in dreifacher Ausführung. Obituary, Jesus Piece und Jinjer heizten schon einmal kräftig ein, bevor es für die Legenden von Sepultura auf die Bühne ging.
Jesus Piece starteten als erste Band in den Abend:
Rund 40 Minuten spielte die Band aus Amerika und überzeugte die anwesenden Fans mit Hardcore/Detahcore, Growls sowie mit Kicks und Jumps. Das Publikum, welches sich inzwischen auch zahlreich in der MHP Arena Ludwigsburg einfand, war bereits bester Stimmung. Ausgelassen feierten sie den Start ins Wochenende mit Headbangen und Moshpits. Die 2015 gegründete Band kam gut in Ludwigsburg an. Ein Mix aus aggressiven Beatdown/Hardcore – wer dieses Musikgenre mag, der wird mit Jesus Piece definitiv seine Freude haben. Die Crowd in Ludwigsburg wird das sicher auch bestätigen können.
Obituary – eine Kult-Band auf ihrem Gebiet übernahm das Mikro
Gegründet 1984 und wohl eine der einflussreichsten Bands, die den Death-Metal beeinflusst haben. So zumindest schreibt es z.B. auch das Rockhard Magazin. Hier heißt es, die Band war „maßgeblich an der Entwicklung des Death-Metal-Genres beteiligt“. Zur Quelle geht’s übrigens HIER. Mit ihren tiefen Growls und ihrem schweren, düsteren Sound kann sicher nicht jeder etwas anfangen. Schließlich kann man ihre Spielweise auch als schleppend und zeitweise auch ein wenig groovig bezeichnen, mit der sie sich über die Jahre durchaus ihren Namen in der Szene gemacht haben. Fans beschreiben sie auch schon mal als „lebende Legenden“ und eine „DER“ Bands, die das Genre groß gemacht haben.
Am Freitagabend standen Obituary als zweite Support-Band auf der Bühne und spielten ebenfalls rund 40 Minuten. „Redneck Stomp“, „Threatening Skies“ und „Solid State“ standen in Ludwigsburg unter anderem auf der Setlist und auch hier konnte man wieder zahlreiche headbangende Metal-Heads beobachten, die in Feierlaune waren. Schließlich sollte es auch noch „Slowly We Rot“, den Titelsong des Debut-Albums der Band, auf die Ohren geben – inzwischen wohl schon mehr als ein Klassiker.
Auch hier gab es wieder Moshpits und sogar ein paar kleine Circle-Pits zu beobachten. Man kann also zusammenfassen: Das Publikum war mit dem Auftritt von Obituary schon bereit für das, was noch folgen sollte.
Jinjer – Metal aus der Ukraine, der inzwischen längst in Deutschland angekommen ist
Die Band um Fronfrau Tatiana Shmayluk hat sich in den letzten Jahren einen respektablen Bekanntheitsstatus in Deutschland erarbeitet. So spielten sie auf zahlreichen Festivals und standen auch bei Bands wie Cradle Of Filth oder Arch Enemy bereits im Support auf der Bühne. Und aktuell dürfen Jinjer nun mit Sepultura touren. Welch eine Ehre!
Und das merkte man Tatiana und ihrer Band auch in Ludwigsburg an. Die Band zeigte ihre Spielfreude und Leidenschaft und auch ihren neuen Track „Kafka“, der im Gegensatz zu vielen anderen Stücken der Band ruhig startet und dann zum Metalcore wechselt.
Besonders hervorzuheben ist hier auch, wie Tatiana immer wieder blitzschnell zwischen Klargesang und Growls wechselt. Das schafft nicht jede:r, diesen Schnitt so klar zu machen und dabei noch gut zu klingen. Ja, das Genre ist sicher nicht jedermanns oder „fraus“ Geschmack, aber das Publikum, welches am Freitag in der MHP Arena anwesend war, wusste ja, worauf es sich einlässt. Und ein genauer Blick durch die Fans zeigte auch, dass auch zahlreiche Jinjer Fans gekommen waren, um die Band live zu sehen. Schließlich trugen einige entsprechende Fan-Shirts. Aber auch die Stimmung selbst, bei allen, die nicht (nur) wegen Jinjer da waren, war ausgelassen.
Sepultura – frenetischer Jubel wie bei einer Boyband
Ja, das hört man doch bei Metal-Bands recht selten, dass die Bands mit einem so ohrenbetäubenden Lärm empfangen werden. Ob es nun an der Abschiedstour liegt oder einfach daran, dass die Band es nach so vielen Jahren immer noch drauf hat? Im Laufe der Zeit gab es auch bei Sepultura einige Änderungen in der Besetzung. Derrick Green ist seit Ende der 1990er Jahre Sänger der Band, während sein Vorgänger sich von der Band trennte und Soulflly gründete. Auch vielen sicher ein Begriff.
Auch Sepultura zählen wohl zu den Bands, die zahlreiche Generationen und Musiker:innen über die Jahre inspiriert haben. Nicht zuletzt, weil die Band auch die brasilianische Musikszene auf die Weltbühnen gebracht wurde. Dafür und natürlich auch für den jahrelangen Support zeigte sich die Band an diesem Abend auch mehr als nur einmal dankbar.
In Ludwigsburg zeigten Sepultura dann auch, warum sie schon so viele Jahre auf der Bühne stehen. Die Setlist brachte die Fans zum Mitsingen, Moshen, Crowdsurfen und Headbangen. Auch wenn die Bühne auf den ersten Blick ein wenig Schlicht anmutete. Die LED Leinwände fügten sich perfekt um das erhöhte Schlagzeug ein und zeigten immer wieder imposante Effekte.
Ein besonderes Highlight war wohl der Song „Kayowas“, der von Freunden und Familie der Band (instrumental) begleitet wird. Nach und nach kamen immer mehr Menschen auf die Bühne, die den Song begleiteten. Danach neigte sich die Show langsam aber sicher dem Ende entgegen und die alten Songs wollten noch einmal „ausgegraben“ werden. „Troops Of Doom“, „Innerself“ oder auch das Motörhead-Cover „Orgasmatron“ waren mit am Start. Schließlich gab es als Zugaben noch „Ratamanhatta“ und „Roots Bloody Roots“ zu hören.
Das Publikum bedankte sich -wie schon erwähnt – mit zahlreichen Crowdsurfern, Moshpits, Headbangern und na klar, auch Gesangschören und Applaus, bei ihren Idolen. Viele der Fans begleiten die Band schon seit den Anfängen, brachten den Nachwuchs mit und feierten – ähnlich wie die Band – den Konzertabend wie ein kleines Familienfest. Immer wieder schön zu sehen, wenn Musik auch über Generationen begeistern und mitreißen kann. Und das hat die Musik von Sepultura sicher nicht nur an diesem Abend.
Wer weiß, ob es bei Sepultura tatsächlich ein dauerhafter Abschied wird. Sie wären zumindest nicht die erste Band, die nach ein paar Jahren wieder den Drang verspürt, auf die Bühne zu gehen. Zu wünschen wäre es den Fans, aber selbstverständlich haben sich auch die erfolgreichsten Musiker:innen einmal ihren Ruhestand verdient.
Mit einem lachenden aber auch weinenden Auge ging dann an diesem Abend wohl für die anwesenden Fans eine Ära zu Ende. In Deutschland stehen mit Leipzig, Berlin und München noch drei Termine auf dem Plan, bevor die Band nun endgültig von den Bühnen der Welt verschwindet.
Es war uns eine Ehre, noch einmal dabei sein zu dürfen!
Jesus Piece
Obituary
Jinjer
Sepultura