Blind Guardian – The Godmachine Tour 2023
Special guest: Scardust
BLIND GUARDIAN zu verstehen, heißt, Evolution als unbedingten Motor anzuerkennen. Mal um Mal verpuppt sich die Band in ihren kreativen Kokon, um noch vielschichtiger daraus hervorzugehen, ein unentwegter Deus-ex-Machina-Moment. Angefangen bei „Imaginations From The Other Side“ (1995) und weitergeführt mit der Silmarillion-Preziose „Nightfall In Middle-Earth“ (1998) werden BLIND GUARDIAN stetig progressiver, opulenter, überwältigender, reizen das Genre des Fantasy Metal aus, überwinden Grenzen. Das führte bis zum letzten Album „Beyond The Red Mirror“ (2015) einerseits zu immer genialeren Epen, zu Werken, mit denen sich die Fans nächtelang einschlossen und tief abtauchten in diese Tiefsee der Chimären und Legenden. Andererseits aber brachte diese Metamorphose natürlich auch eine partielle Abkehr von diesem typisch fabulierenden, pfeilschnellen, melodischen Hymnensound der Neunziger mit sich.
Der wird jetzt wieder deutlich mehr betont.
Sieben lange Jahre nach der letzten Platte ist „The God Machine“ der sehnsüchtig erwartete Schulterschluss zwischen den frühen Neunzigern und der ausgebufften Raffinesse der Gegenwart. Ein beeindruckendes Album, das die letzten Werke keineswegs ignoriert, aber Komplexität und, Orchesterwucht bewusst in den Hintergrund rückt. „The God Machine“ ist das „Imaginations From The Other Side“ des Jahres 2022, komponiert, arrangiert und vor allem entfesselt von einer Band, die 27 Jahre Zeit hatte, ihren Stil zu perfektionieren. Dieser Spagat ist durchaus als Marschrichtung zu verstehen. „Wir wollten nicht einfach unsere Qualitäten von 1995 herausstellen, aber wir wollten diesen komplexen Weg definitiv nicht auf ewig weitergehen. ‚The God Machine‘ ist ein Neuanfang für uns. Wir haben die Weichen neu gestellt und uns auf gewisse Dinge besonnen, die wir auf den letzten Alben ein wenig vernachlässigt haben.“