Bush – The Art Of Survival – Review
Da ist es nun, das neunte Studioalbum von Bush. Mit „More Than Machines“ und „Heavy Is The Ocean“ gaben Rossdale und Co. schon ein paar Einblicke auf das, was da so kommen würde.
Und wie bereits bei der letzten Review angemerkt… naja, seit „The Sea Of Memories“ ging’s irgendwie nicht mehr wirklich in die Musik-Richtung, die Bush einst bekannt und beliebt machte. „The Kingdom“ gelang ebenfalls einfach nicht. Viele Musikseiten- und Zeitschriften zerrissen die Alben in der Luft. Und das leider zurecht. Kurz zusammengefasst: Es ging seit der Trennung zwischen Gavin Rossdale und Gwen Stefanie fast nur nur noch um Liebesgesäusel.
Schnulzentitel wie „Broken In Paradies“, „Dangerous Love“, „Mad Love“, „Lost In You“ oder auch „Loneliness Is A Killer“ ließen so manchem Fan nicht nur das Blut in den Adern gefrieren. Bei einigen tropfte selbiges auch aus dem Ohr. Liebe hier, Liebe da – das kann doch jetzt nicht wirklich der Stil von Bush sein? Bush, die immer für etwas eigenwillige Texte bekannt waren, driften jetzt also in Richtung Schmuse-Radio-Rock ab? Nein, das konnte doch nicht wirklich sein…
Ein wenig bergauf schien es dann mal mit dem Track „Bullet Holes“ zu gehen. Filmfans auch bekannt aus „John Wick“. Auch „Bullet Holes“ kam doch wieder etwas rockiger rüber. Also schon mehr im einst liebgewonnenen Bush-Stil.
Anyway. Zurück zu „The Art Of Survival“. Fangen wir vorn an. Das Album beginnt mit „Heavy Is The Ocean“ und ist schon sehr schwere Kost für einen Bush-Fan. Erinnert ihr euch an das, was man einst über Nickelback sagte? Möchtegern-Rocker nannte man sie gerne. Und naja, irgendwie könnte man das hier auch prima zu „Heavy Is The Ocean“ sagen. Soll nach Rock klingen, weil ein paar „schwere Gitarren“ zu hören sind. Klingt aber leider so wie die letzten Alben. So lala.
Weiter geht’s mit „Slow Me“. Wirkt irgendwie auch recht poppig, schwenkt kurz zu ein paar gitarrenlastigen Passagen über und will irgendwie nicht richtig auf den Punkt kommen. Kein Gassenhauer, keine eingängige Melodie oder gar Text, wie es sie einst bei Bush gab.
„More Than Machines“ wurde ja schon vor ein paar Monaten veröffentlicht und man war doch überrascht, dass der Song irgendwie doch wieder nach Bush klang. Rockiger, eingängiger und auch irgendwie mit Potential zum Ohrwurm. Da hat Rossdale seit langem mal wieder was mit seiner Band gemacht, was auch nach selbiger klingt. Wär ja aber auch zu schön, wenn’s so weiter ginge.
Früher wären Songs mit „love“ im Titel nicht denkbar gewesen. Jaja, „Letting The Cables Sleep“ war auch eine Art Liebes-Ballade, aber einfach nicht so schnulzig, wie seit „The Sea Of Memories“. Da fing das Elend ja an mit „Be Still My Love“. Wobei die Ballade eingängig war und ja, einfach nach Bush klang ohne nervig zu sein. Aber „May Your Love Be Pure“ ist schon wieder too much. Irgendwie anstrengend.
Als fünfter Titel reiht sich „Shark Bite“ auf dem Album „The Art Of Survival“ ein. Bush bzw. Gavin Rossdale beschreibt den Inhalt des Albums mit „die Erfolgsgeschichten des Überlebens der Menschheit trotz aller Widrigkeiten. Die Menschen finden einfach einen Weg, sich durchzusetzen. Wir haben offensichtlich alle in unterschiedlichem Maße gelitten. Ich denke, die Kunst des Überlebens ist die Natur des Lebens.“ – Naja, dass die Menschheit auch trotz Krisen dazu neigt, ihr Umfeld zu zerstören, einfach weil wir maßlos überbevölkert sind, sollte man vielleicht auch nicht vergessen. Und so plätschert „Shark Bite“ genau so dahin, wie die Worte von Rossdale. Langweilig.
Weiter geht’s mit „Human Sand“. Erzählt Gavin doch noch auf „The Kingdom“ vor zwei Jahren, „we are quicksand“, so sind wir heut schon „Human Sand“. Ganz so anstrengend oder langweilig wie „Shark Bite“ oder „Slow Me“ ist der Song nicht, aber eben auch kein Überflieger. Solide Radiomucke halt.
Schließlich fängt „Kiss Me I’m Dead“ wieder rockiger an. Die Gitarren klingen, Rossdale hallt aus voller Kehle. Klingt erst mal gar nicht so verkehrt. Und dann fängt Gavin ernsthaft an, im Refrain seine Stimme zu heben. Holy s..t. Was ist denn da kaputt? Rossdale galt bis dahin immer für mich als eine der auffälligsten Stimmen im Bereich Alternative, der fast alles singen konnte. Und dann fängt er an ein „Saaaaaaaaaave me now“ rauszuhauen und klingt dabei. Also pardon, echt nicht gut. Den Song musste ich genau deshalb beim Hören des Albums schon mehrmals weiterschalten.
„Identity“ wäre dann Song Nummer acht auf der aktuellen Platte. Und der kommt überraschend gut rüber. Auch wenn Rossdale hier mal wieder seinen Regenbogen anmalen will (diesmal in Farbe, statt einst mit „Black And White Rainbows“, sorry für den Wortwitz…). Hat durchaus Potential. Vielleicht auch deshalb, weil er eben nicht so eintönig klingt wie der ein oder andere Song auf dem Album.
Und dann kommt auch schon „Creatures Of The Fire“. Lieber Gavin. Was auch immer du beim Schreiben und ggf. auch komponieren dieses Songs getan hast. Tu dir, mir und den anderen Fans da draußen den einen Gefallen: Mach um Himmels Willen genau sowas! Ich weiß nicht warum, aber „Creatures Of The Fire“ erinnert sofort an die „gute alte“ Bush-Zeit, wie man sie aus den 90ern kennt. Ja, der Song ist eine Ballade. Aber die ist eingängig. Vielleicht nicht ganz wie „Letting The Cables Sleep“, aber schon in Richtung „All Night Doctors“ (vom Album „The Sea Of Memories, aus dem Jahr 2011…) gehend. Also nicht musikalisch, sondern, was die eingängige Melodie und den Text angeht. Da hat es selbst mich noch mal fast vom Stuhl gehauen, als ich diesen Track gehört habe.
„Judas Is A Riot“ folgt. Naja, als jemand der nix mit der Kirche am Hut hat, halt ich mich da raus und lass den Song mal unbewertet. Kann ich persönlich nix mit anfangen. Also mit dem Titel und dem Text des Songs. Musikalisch klingt’s für meine Ohren ganz ok. Könnte aber auch jeder andere Track des Albums sein. Nun.
„Gunfight“ ist denn der elfte Song der aktuellen Scheibe „The Art Of Survival“. Da könnte auch mehr rausgeholt werden. Wie Gavin es ja selbst so schön singt „never bring a knife to a gun fight“. Insgesamt hebt sich der Song aber schon von den anderen ab und lässt sich auch zur Abwechslung mal wieder in die Rubrik „eingängig“ einordnen. Kann man machen.
Mit „1000 Years“ endet dann auch schon wieder das Album. Der Bush-Fan weiß ja, dass die Alben, wenn sie nicht gerade eine Deluxe-Version sind, keine 20 Titel beinhalten. Aber trotzdem hat man irgendwie immer die Hoffnung, es werden vielleicht irgendwann mal 15 Songs. Nun gut. Mit „1000 Years“ schließt das Album mal wieder mit einem langsamen Titel ab. Recht solide, aber leider nicht so brilliant wie „Creatures Of The Fire“. Oder wie ich gern zu sagen pflege: Tut nicht weh beim Hören.
Und so würde ich auch das ganze Album einordnen. Eine riesengroße Steigerung zum letzten Album „The Kingdom“ aus 2020 ist es sicher nicht. Aber dennoch ist es eine -wie ich finde- Verbesserung. Müsste ich Sterne vergeben, würde ich gute 3,5 von 5 Sternen vergeben.