Avril Lavigne – Head Above Water – Review
Avril Lavigne meldet sich mit dem Album „Head Above Water“ zurück und viele Webseiten haben nichts besseres zu tun, als über das Cover der Platte zu berichten. „Avril zieht blank“, „Avril hüllenlos“ oder „Nackte Tatsachen“ heißen die reißerischen Headlines, die wieder einmal versuchen, Klicks der User zu generieren. Anstatt sich auf die Musik und den Hintergrund des Albums zu konzentrieren, versucht man eben wieder mal „Quote mit TItte“ (wie Stefan Raab einst so schön sagte) zu machen.
Und genau das wollen wir hier nicht. Avrils Album „Head Above Water“ ist in der für sie wohl schwersten Zeit ihres Lebens entstanden. Avril erkrankte an Lyme-Borreliose und hatte wortwörtlich Todesangst. „Ich verlor viel Muskelmasse, wurde immer schwächer“, so Avril. „Aber die Zwangspause hat mich wirklich zur Ruhe kommen lassen und mir geholfen, meine Gefühle zu Papier zu bringen. So wie früher, als ich Tagebuch schrieb. Das war ein tröstendes Gefühl und sicher eine Form der Heilung.“
Wenn man sich nun das Album „Head Above Water“ anhört, wird man vielleicht den ein oder anderen Song im „Complicated“ oder „Ska8ter Boi“ Style vermissen. Aber mit „Dumb Blonde“ kehrt Avril quasi noch einmal kurz zu ihren Anfängen zurück. Der Popsong den sie mit Nicki Minaj aufgenommen hat, erinnert an frühere Zeiten, zeigt aber deutlich, dass Avril eben kein „dummes Blondchen“ ist, für dass sie wohl mal gehalten wurde. Aber auch allen anderen gibt sie die Message auf den Weg, dass keiner das Recht hat, über einen und das was und wie man ist, zu urteilen.
Ja, auf diesem Album hört man gewollt sehr viele ruhige Songs, bei denen die Stimme von Avril besser als je zuvor zur Geltung kommt. Und genau das wollte die Sängerin auch: „Mir war wichtig, dass das Hauptinstrument auf diesem Album meine eigene Stimme ist. Ich wollte nicht alles mit irgendwelchen Beats und Rhythmen zukleistern. Ich wollte das Gegenteil: Nämlich die Musik um meinen Gesang herumbauen.“ Dies scheinen aber einige Webseiten, die sich aktuell zur Platte äußern, nicht verstanden zu haben. Nach einer solchen Lebensgeschichte Popsongs zu produzieren, die charttauglich sind, weil es irgendein Magazin so erwartet – ja nun, das wäre unserer bescheidenen Meinung nach fehl am Platz. Mal ganz davon abgesehen, dass Avril eben keine 17, 18 Jahre und somit schon lang kein Teenie mit Skateboard unter dem Arm mehr ist.
Ob Avril sich beim Song „I Fell In Love With The Devil“ nun auf eine ihrer früheren Beziehungen mit Nickelback Frontmann Chad Kroeger oder SUM41 Sänger Deryck Whibley bezieht, bleibt offen. Zeilen wie „I fell in love with the Devil, and now I’m in trouble.“ Oder „Please, save me from this hell.” lassen da Raum für Spekulationen. Geht uns aber auch ehrlich gesagt nichts an, oder?
Mit „Bigger Wow“ hört man deutlich, dass Avril ihre Lebensfreude nicht verloren hat. Im Gegenteil, sie scheint das Leben zu genießen. „We can jump out of an airplane / We could fall like we’re confetti / Just like kites, unafraid of those heights“ singt Avril in „Bigger Wow“. Recht hat sie, dass Leben muss man genießen, da man schließlich nie weiß, was morgen ist.
Und spätestens mit dem finalen Song „Warrior“ ist alles gesagt: „‚Cause I’m a warrior, I fight for my life / Like a soldier all through the night“ heißt es hier. Und das hat Avril in der Tat. Sich wieder zurück ins Leben gekämpft. Sie steht wieder mitten im Leben und macht das, was ihr Spaß macht. Musik.
Entweder man mag Avril oder eben nicht. Fans von früher werden bestimmt ihre Freude mit dem neuen Album „Head Above Water“ haben, wenn sie wissen, warum und wie die Songs entstanden sind. Wir freuen uns jedenfalls, dass Avril wieder zurück ist. Und vielleicht gibt es ja auch schon bald eine Tour zum Album?