40 Jahre Rock am Ring – 30 Jahre Rock im Park – ein Rück- und Ausblick
Vor 40 Jahren, als Rock am Ring startete, waren viele der aktuellen Ringrocker noch gar nicht auf der Welt. Andere, die bereits bei den ersten Shows dabei waren, nehmen heute inzwischen ihre Kinder und vielleicht sogar die Kindeskinder mit an den Ring (oder in den Park).
Wie alles begann
Marek Lieberberg und sein Partner Marcel Avram hatten bereits Anfang der 1970er Jahre die Idee, das Woodstock Feeling nach Deutschland zu holen. Allerdings begann das Ganze nicht sofort mit Rock am Ring. Nein, in Speyer startete zunächst alles mit dem British Rock Meeting – damit wurde quasi der Grundbaustein für die weitern Festivals in Deutschland gelegt. Auch wenn es noch einmal über ein Jahrzehnt dauerte, bis Rock am Ring endlich ins Leben gerufen wurde. Der erste Anlauf scheiterte nämlich an ganz banalen Dingen. Der Parkplatzsituation und den Anwohnern, die selbstverständlich nicht im Park-Chaos versinken wollten. Fragt dazu mal die Leute am Hockenheim Ring, die können euch dazu ähnliche Geschichten erzählen. 😉 Schließlich ist auch dieser „Ring“ nicht sehr weit vom Wohngebiet entfernt. Und das wissen auch die Besucher.
Zurück zum Rock am Ring und Rock im Park
Im Mai 1985 konnte dann Rock am Ring endlich stattfinden. Fun Fact: Das Festival war eigentlich als ein einmaliges Event geplant. Beim ersten Festival traten u.a. U2 und Joe Cocker auf. Also damals schon richtige Größen auf ihrem Gebiet. Apropos Größe: Das Festival wurde direkt ein Erfolg mit über 70.000 Besuchern. Es wäre eine Schande gewesen, an den Erfolg nicht anzuknüpfen und das Spektakel nicht zu wiederholen. Gesagt getan. Also fand Rock am Ring seit dem regelmäßig einmal im Jahr statt. Auch wenn fielen schon damals der Eintrittspreis mit 20 DM sauer aufstieß. Für die damalige Zeit mehr als viel Geld.
1988 sanken allerdings die Besucherzahlen auf 30.000, weshalb es erst mal zwei Jahre Pause gab. Aber, aber den 1990er Jahren ging es dann erst richtig los. Ein neues Konzept, bei dem das Event erstmals über 3 Tage stattfand, überzeugte auf ganzer Linie. Newcomer sollten ihre Chance bekommen und so wurden Bands wie INXS oder auch die inzwischen weltweit bekannte und beliebte Alanis Morissette zum Ring eingeladen. Es folgten eine zweite Bühne und schließlich ab 1998 sogar eine dritte Bühne. Zum Jubiläum 2025 wird es sogar eine vierte Bühne geben, die es auch in den 90ern schon einmal kurzfristig gab. 😉 Dazu aber gleich noch mehr. Wusstet ihr eigentlich, dass es auf der dritten Bühne zunächst gar keine Musik gab, sondern ein Comedy-Programm?
Nicht vergessen werden soll an dieser Stelle Rock im Park, welches als Zwillingsfestival 1995 ins Leben gerufen wurde. Wobei das so nicht ganz richtig ist. 1993 fand die Parallelveranstaltung zum ersten Mal statt, allerdings unter dem Namen „Rock in Vienna“. Ihr könnt es euch denken -> das Festival fand nicht in Deutschland, sondern in Wien statt. 1994 wurde das ganze dann zu „Rock in Riem“ und fand am alten Flughafen in München-Riem statt. Schließlich zog das Festival 1995 als „Rock im Park“ ins Münchener Olympiastadion und fand auch 1996 dort statt.
Zwischenzeitlich gab es auch hier immer wieder Standortänderungen. Immer wieder musste der Standort auf Grund von Vorbereitungen auf die Fußball Weltmeisterschaften und/oder stattfindenden Fußballspielen weichen. Seit 2007 liegt die Centerstage aber wieder im Herzen von Nürnberg auf dem Zeppelinfeld. Das Line Up im Park ist das gleiche wie auch schon bei Rock am Ring, nur spielen die Künstler:innen
entsprechend an unterschiedlichen Tagen. Logisch, auch Musiker:innen können nicht an zwei Standorten gleichzeitig sein. 😉
Die 1990er und 2000er – was wollten die Menschen hören?
Die 1990er waren ganz allgemein gesehen ein sehr prägendes Jahrzehnt, aber eben auch, wenn es um die Musik geht. Ja und auch um die Jahrtausendwende gab es auch viele Künstler:innen, die eine ganze (Musik)Ära geprägt haben. Was war aber am Ring und am Park los?
Die 90er starten mit Fury In The Slaughterhouse, Toto, Bryan Adams, Texas und auch Elton John. Ja auch Lisa Stansfield oder Tori Amos waren dabei. Pearl Jam und Faith No More, Brian May, Leonard Cohen, Ugly Kid Joe sogar PUR waren schon am Ring. Aerosmith, Clawfinger, Therapy?, Readiohead, Extreme, The Hooters, Peter Gabriel, RATM, Radiohead gaben den Manic Street Preachers, Gotthard, Soul Asylum und sogar Nina Hagen das Mikrofon in die Hand.
Mitte der 90er kamen Grönemeyer, Die Toten Hosen, Monster Magnet, Placebo, Sepultura, die Goo Goo Dolls und auch Alanis Morissette wieder an den Ring. Bush, Zucchero, Mike & The Mechanics, Placebo und auch Muse gaben sich die Ehre. Ozzy Osbourne oder auch Rammstein, Megadeth, die H-Blockx und sogar Kiss waren schon mit dabei.
Viele der Künstler:innen blieben auch zur Jahrtausendwende dabei und ja, viele von ihnen sind auch heute, im 21. Jahrhundert mit dabei. Die 2000er Ära prägten neben den Bands, die auch schon in den 90ern da waren, folgende Künstler:innen: Santana, Sting, R.E.M., The Prodigy, Slipknot, Papa Roach, Within Temptation, Garbage, 3 Doors Down und ja, auch Bands wie Silbermond, Wir sind Helden oder Maroon 5 waren zu Gast. Incubus, Weezer, Mando Diao oder auch Killswitch Engage waren damals dabei – und sind es auch in den heutigen Tagen noch (wenn auch nicht beim aktuellen Jubiläum 😉 ).
Aber auch Bands wie Simple Plan, Kettcar, Subway To Sally, Phantom Planet und Life Of Agony besuchten in den 2000ern den Ring. Die Söhne Mannheims, Kid Rock, The Verve, Motörhead und ja, auch Culcha Candela standen neben Alter Bridge, Silverstein und Dimmu Borger auf der Bühne. Auch Depeche Mode und die Kaiser Chiefs bildeten bereits 2006 ein Kontrastprogramm mit Corinne Bailey Rae, Bela B., den Sportfreunden Stiller und Tool, die neben Metallica rockten. Avenged Sevenfold galten übrigens in diesem Jahr noch als Newcomcer und haben sich über die Jahre zu einem der Headliner gemausert.
Ihr seht, Rock am Ring und Rock im Park waren schon immer bunt und nicht nur ausschließlich Rock und Metal! 😉
Jahr für Jahr mehr Anerkennung und Etablierung – aber auch Veränderungen
Auf Grund der Corona Pandemie konnten Rock am Ring und Rock im Park 2020 und 2021 nicht wie geplant stattfinden. Tickets wurden kostenfrei umgetauscht oder der Geldbetrag erstattet. 2022 konnte es dann endlich wieder losgehen und mit 90.000 Besuchern waren seit 2016 wieder Höchstzahlen erreicht. Zwischenzeitlich gab es einige Umstrukturierungen, Mark Lieberberg war aber da nicht mehr für das Festival zuständig. Die Namen der Bühnen wurden geändert und auch das Logo bekamt einen frischen Anstrich.
Auch wenn die Ticketverkäufe in der Zeit schleppend verliefen, das Rock am Ring und Rock wurden auch nach der Pandemie gefeiert. Sicher saß bei vielen das Geld nicht mehr so locker, viele haben mit hoher Wahrscheinlichkeit ihr Geld zusammenhalten müssen, einige haben in der schweren Zeit ihre Jobs verloren. Allerdings konnte 2024 wieder aufgeatmet werden, die Rabattaktionen kamen bei den Besucher:innen gut an, auch das Wetter konnte sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen.
Ausblick
Nach dem Festival ist vor dem Festival und direkt nach dem Rock am Ring und Rock im Park 2024 zu Ende gingen, wurde auch schon Slipknot als erster Act für 2025 bestätigt. Der Vorverkauf der Tickets für 2025 lief gut an, die ersten Weekend Tickets waren in Windeseile vergriffen. Wie eingangs schon einmal erwähnt soll es nun zum Jubiläum wieder eine vierte Bühne geben. Auch wenn sich das einige Besucher:innen nicht vorstellen können, aber ja, es gab durchaus in der Vergangenheit schon einmal eine vierte Bühne. In den 1990er Jahren war nämlich ebenfalls schon einmal kurzzeitig eine vierte Bühne vorhanden. Und auch das funktionierte. Ob die nun angedachte vierte Bühne dauerhaft bleiben soll oder nur zum Jubiläum wieder „zum Leben erweckt wird“, wissen wir aktuell noch nicht. Wie dem auch sei, 2025 wird mit hoher Wahrscheinlich auch auch wieder ein Erfolg werden.
Auch wenn die ein oder anderen Stimmen auf Social Media das Ganze kritisch beäugen und viele enttäuscht sind, dass Linkin Park in diesem Jahr nicht als Main Act dabei sein werden (da sie ja schließlich auf eigener Tournee sind). Ihr wisst wie das ist: Meckerer hat es schon immer gegeben und die meisten Menschen äußern sich auch eher dann, wenn ihnen etwas nicht gefällt, statt sich darüber zu freuen und zu äußern, wenn ihnen etwas gefällt. Ganz abgesehen davon, dass man es eh nicht immer jeder/jedem recht machen kann. 😉
Noch stehen 10 Acts in der Queue, die darauf warten bekanntgegeben zu werden. Und mit 100 Acts insgesamt ist Rock am Ring weit mehr als das, was man sich für ein Jubiläum dieser Größenordnung (in Deutschland) vorstellen kann.
In den letzten Jahren wurden auch regelmäßig Livestreams für all diejenigen angeboten, die nicht vor Ort sein können oder wollten, um so ausgewählte Acts live und kostenfrei am heimischen Bildschirm oder unterwegs per Stream verfolgen zu können. RTLplus hat dazu kostenfreie Streams für alle zur Verfügung gestellt. Kund:innen hatten zudem die Möglichkeit, die Übertragungen via App auch mobil zu verfolgen.
Wir sind auf jeden Fall nicht nur auf Slipknot gespannt. Nein auch Größen wie Bullet For My Valentine, Korn, Biffy Clyro, Powerwolf, Lorna Shore, Sleep Token oder die InFlames werden in diesem Jahr eine fette Show hinlegen – um nur einmal ein paar zu nennen. Das komplette bisher bekannte Line Up findet ihr HIER.
Und auch an dieser Stelle sei noch einmal eine Stimme an die Kritiker:innen gerichtet, die gern mal beanstanden dass „Rock am Ring“ oder „Rock im Park“ nichts mehr mit Rock zu tun haben, weil Musiker:innen wie in der Vergangenheit Scooter, Fettes Brot oder sogar Wanda mit dabei waren (wie bei den verschiedenen Bands der 90er und 2000er aufgelistet). Nun, euch sei ans Herz gelegt, noch einmal genauer zu recherchieren. Denn Rock am Ring / Rock im Park war noch nie ein reines, „zu 100% Rock“-Festival. In den 90ern spielten nämlich durchaus auch Künstler:innen wie Sabrina Setlur, Anastacia, Nelly Furtado, Bushido, Outkast, Absolute Beginner, Lauryn Hill und ja, auch Eros Ramazotti und Elton John auf den Bühnen. Selbst Herbert Grönemeyer, die Massiven Töne und Guildo Horn waren schon am Start. Lest dazu gern einmal nach. 🙂
Wer Bock auf eine Dokumentation rund um das Festival hat, klickt sich einmal beim ZDF rein. Hier findet ihr eine dreiteilige Doku mit dem Titel „Festival XXL“.
Abschließend noch ein paar (Fun) Facts:
- als die dritte Bühne eingeführt wurde, fand dort hauptsächlich Comedy-Programm statt; Mundstuhl oder Mario Barth traten hier auf
- es gab kurzzeitig mal eine vierte Bühne: das „Talent Forum“, später dann die „Club Stage“ und noch später dann die „Alterna Stage“
- seit 2022 gibt es eine Orbit Stage
- zwischenzeitlich wurde das Festival in „Rock im Revier“ umgetauft und zog kurzfristig in die Veltins Arena auf Schalke um
- der Flugplatz in Mendig wurde ebenfalls zwischenzeitlich zum Schauplatz
- leider gab es 2015 und 2016 auch einmal schlechte Nachrichten und so mussten in beiden Jahren die letzten Festivaltage wegen Unwetter abgesagt werden
- 2017 ging es aber wieder zurück in die „Heimat“ auf den Nürburgring
- 2009 gab es einen USB-Stick mit Konzertmitschnitten zu kaufen, für 20 Euro konnte man sich am Sonntag 10 Livetracks verschiedenster Bands auf den Stick spielen lassen, einen Code, um weitere 10 Downloads zu erhalten, gab es obendrauf
- 2016 konnte der Besucherrekord geknackt werden: 92.500 Menschen waren vor Ort – und das nicht mal am Nürburgring, sondern in Mendig! (der Rekord für die Ring-Besucher:innen liegt bei 87.000 Menschen, die 2013 und 2017 anreisten)
- über 700 Ordner:innen und Security sorgen während des Events für Sicherheit und Ordnung
- jeweils 80 ha Camping- und Parkfläche sind vorhanden
- 10km Wasserleitungen und 400 Duschen versorgen die Camper:innen
- rund 130 Stagehands und 15 Techniker:innen bauen die Bühnen auf und sorgen für Sound aus rund 500 Lautsprechern
Titelfoto (c): Mathias Utz